Donnerstag, 10. Februar 2011

Der dunkle Grenzbezirk (5)



Wie ich hier schrieb, befinden sich in meinem Teil der Straße einige ihr Schicksal stoisch ertragende Bäume. Sie sind umgeben von wahlweise festgestampfter Erde, Kies oder den schäbigen Resten von Bodenvegetation. Und dann ist da noch der Müll.

Gestern machte ich eine interessante Beobachtung: Begibt man sich an den Anfang der Straße, dort, wo der nette Grieche sein Büdchen betreibt (darüber ein andermal mehr, denn dieses Büdchen ist eine wahre Wundertüte!), findet man rund um die Bäume jede Menge Trash und geleerten Schnapsfläschchen. Es sind immer Fläschchen, nicht Flaschen - so als würden sich die anonymen Alkoholiker schämen, das wahre Ausmaß ihres Konsums augenfällig zu demonstrieren. Ich entdeckte die bereits erwähnten Jägermeister-Pintchen, aber viel öfter verenden dort Mini-Wodka-Flaschen einer pseudorussischen Marke. Von den Billigheimer-Zigarettenpackungen ganz zu schweigen. Die Menge des Mülls lässt auf größere Menschenansammlungen schliessen, aber merkwürdigerweise  sind mir diese noch nie aufgefallen

Je weiter man vom Büdchen erntfernt ist, desto weniger Flaschen finden sich. Der Grieche scheint also die Hauptquelle der alkoholischen Exzesse zu sein, quasi das Epizentrum des Wodkabebens. Schon wenige Meter weiter nimmt der Müll ab. Und ich weiß  auch, warum: Am anderen Ende der Straße liegt das "Las Vegas", eine Kneipe, deren Getränkepreise sich proportional zum Nettohaushaltseinkommen ihrer Gäste verhalten. Wer braucht da noch Wodka aus verschämten Mini-Flaschen?
Der fortgeschrittene Bewohner/Besucher meiner Straße kann es also schaffen, auf knapp 400 Metern eine respektable Mini-Saufrallye durchzuführen, Startpunkt: Griechen-Büdchen, dann Baum-Slalom und einige Sonderprüfungen im Wodkaflaschenweitwurf, anschließend triumphaler Abschluß im "Las Vegas" inklusive Kleingeldvernichtung am Daddelautomaten. 

Und es sieht so aus, als hätten eine Menge Leute diese sportliche Herausforderung angenommen.

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