Mittwoch, 16. Mai 2012

Die Bundeliga ist hart, die 2. Liga ist Hertha.

Jetzt haben sie es also geschafft: Fortuna Düsseldorf spielt zum ersten Mal höherklassig als der 1. FC Köln. Sie hätten das alles ganz geschmeidig längst über die Bühne bringen können, entschieden sich aber für den dramatischen Weg via Relegation gegen eine demnächst zweitklassige Mannschaft aus Ostelbien. Dass ein paar hundert Honks vor Abpfiff des Spiels den Rasen betraten und den Elfmeterpunkt-Rasen klauten, wird hoffentlich nur zu einer Fußnote der Fußballgeschichte verkommen - und den hysterischen Dampfquatschern vom Schlage eines Reinhold Beckmanns, die gleich ein rheinisches Armageddon meets Heyzelstadion herbeihalluzinierten, den Wind aus den gebührenfinanzierten Segeln nehmen. Auch, wenn der Sidekick Mehmet Scholl dazu japsen durfte, er habe so ein "Massenphänomen" noch nicht erlebt. Woher auch, in den V.I.P.-Lounges der Allianz Arena gilt ja schon das Verschütten eines Champagnerglases als hooliganeske Straftat. 

Das Problem dieses jetzt also erstklassigen Vereins sind nicht die katastrophengeilen Medienärsche, nicht die bengalischen Feuerwerker oder die volltätowierten Dumpfbacken aus dem alten Block 36, sondern das neu zusammengewürfelte Publikum an sich: Wer sich in den letzten Monaten ein wenig umhörte, traf jede Menge angeblicher uralter (im Sinne von: immer schon dabei) Fortuna-Fans, die jetzt die Sitzplätze in der, hüstel, Arena verstopfen, aber mit den Namen Bockenfeld, Thiele oder Zewe nichts anfangen können. Und die garantiert nicht mit dabei waren, als die "Über die Dörfer Tour" die Fortuna bis nach Burghausen führte. 

Soll heißen: Ich werde die Spiele der Fortuna in der Bundesliga nicht besuchen, denn bei diesem Verein treffen sich in Zukunft neben den reinen Fußballinteressierten zwei Bevölkerungsgruppen, die jeder mit einem Funken Würde im Leib nur zutiefst verachten kann: Erwachsene Menschen, die selbst ihre Unterwäsche nach einem Verein für Ballsport ausrichten, sowie blasierte Emporkömmlinge, die ihre schmutzigen Gewinne mit betont volksnahem Auftreten im Stadion vergessen machen wollen. Für die einen gibt es auf dieser Welt nichts Wichtigeres als Fußball, für die anderen nur den Willen, sich bedingungslos vermeintlichen Gewinnern an den Hals zu werfen. Unsympathisch - die einen im intellektuellen Sinn, die anderen im moralischen - sind sie sowieso.

Herzlichen Glückwunsch, Fortuna! Wir sehen uns wieder, wenn ihr wieder in der 2. Liga spielt.

3 Kommentare:

  1. Ich gratulilere der Fortuna auch recht herzlich zum Aufstieg, aus Berlin!
    Frau-Irgendwas-ist-immer, die der 2. Liga mit Union einfach mal treu bleibt

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  2. von mir natürlich auch ein glückwunsch an die fortuna, auch wenn ich deinen stadion-boykott nicht so reecht nachvollziehen kann. im prinzip ist es beim fußball genau wie im "wahren" leben, .. es laufen (bzw sitzen) immer irgendwo ne menge leute rum, die man doof findet. wenn ich mich recht erinnere, waren wir damals im seeligen rheinstadion auch nicht so zimperlich mit der auswahl unserer stehplatz-nachbarn, oder? also beim nächsten mal wünsche ich einen gemeinsamen besuch im esprit- ,rheinergie-, aquarenasaunabad- oder sonstiger arena.
    gruß aus dem hertha-heulsusen-berlin
    M.

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  3. Aquarena-Saunabad! Dieses schöne Unternehmen verkörpert genau das, was ich meine: Fußball für Menschen, die das Treiben auf dem Rasen wirklich sehen wollen. Und nicht als billige Gelegenheit nutzen, Geschäftskontakte aufzubauen. Davon gibt es im Zuge des Fortuna-Hypes eben leider zu viele.
    Vielleicht waren die früher auch schon da, aber im Moment gehen mir diese falschen Freunde ziemlich auf den Sack. Ich bin ja auch nur ein Schönwetter-Fan, aber ich tue wenigstens nicht so, als wäre ich schon seit der Geburt Vereinsmitglied gewesen.

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