Samstag, 2. April 2011

Jubiläum


Jubiläen strukturieren das mediale Jahr, geben Halt in unsicheren Zeiten und sorgen für das wohlige "Weiß Du noch?"-Gefühl, das uns den unübersichtlichen Alltag vergessen läßt. Dieses Jahr wird es zwanzig Jahre her sein, das die Sowjetunion aufhörte zu existieren, zehn Jahre, seit Flugzeuge in Türme flogen und 50 Jahre, das Walter Ulbricht behauptete, niemand habe die Absicht, eine Mauer zu errichten.

Aber die erwiesenermaßen unwahre Behauptung des "Spitzbarts" (zeitgenössische Sprachregelung) hat nicht alleine Anrecht auf eine Art Geburtstag. Vor 50 Jahren einigten sich mehrere europäische Eisenbahnen darauf, im Rahmen einer Union tauschbare Paletten einzuführen. Die Europoolpalette – kurz Europalette – wurde feierlich vertraglich im Rahmen der UIC (Union Internationale des chemins de fer) von den Unterzeichnerländern besiegelt.

Während Waren früher in Säcken oder Kisten transportiert werden mussten, bot die Europalette eine enorme Erleichterung beim Transport – so sehr, dass die Industrie sich schließlich nach ihr richtete. Maschinen, die nicht an die Europaletten-Norm angepasst sind, haben es heutzutage im Handel und Gewerbe schwer. 1200×800×144 Millimeter (Länge×Breite×Höhe) – diese passgenauen Maße sind so designt, dass die Europalette sich optimal auf Wechselbrücken oder Sattelzüge verladen lässt. Allerdings: In den USA hat sich das System der Europalette nicht durchgesetzt (sonst hieße sie ja auch Worldpalette), denn hier herrscht der Maßstab des Containers. Wer Waren über See transportieren muss, kommt daher mit der Europalettennorm nicht weiter. Doch die Industrie hat auch hier Abhilfe geschaffen: Eine Kunststoffpalette, angepasst an den Container, hilft beim Verladen der Güter in den Container.

Natürlich ist die Europalette inzwischen auch für andere Anwendungen jenseits des Transports von Gütern im Einsatz.

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