Ich bin ein simpel gestrickter Zeit-Genosse, genetisch
bedingt. Männer neigen ja zu seltsamen Spielzeugen, deren Größe oder
Kompliziertheit mit dem Alter zwar zunimmt, die aber stets Ausdruck einer
kindlichen Freude am Mechanischen sind. Ohne diese Tatsache gäbe es keine
Supersportwagen, keine Kinderwagen mit Scheibenbremsen und keine Baumärkte. Und
keine mechanischen Uhren.
Eine solche habe ich mir gegönnt. Es geht etwas sehr Befriedigendes
von altmodischen Uhren aus, die im Gegensatz zu ihren Quarzbrüdern noch die
Aura des handwerklichen Könnens ausstrahlen und im Akt des Aufziehens den
Besitzer jeden Tag aufs Neue mit seiner Uhr verbinden. Ich habe nichts gegen
Quarzuhren, einige meiner besten Freunde sind Quarzuhren!, aber das
Pflegeverhältnis reduziert sich bei diesen nun mal auf den Batterietausch alle
fünf Jahre. How boring.
Eine Seagull 1963, der erste Chronograph "Made in China", damals exklusiv für die Chinesische Luftwaffe gebaut. Mein
Exemplar ist natürlich nicht von 1963, sondern eine aktuelle Neuauflage. Ein
Schaltradkaliber treibt diese Pilotenuhr an – ein Nachbau des Schweizer Venus
175-Werk. Die beiden Drücker für die Stoppfunktion sind – ebenso wie die Zeiger
– gebläut und lassen sich butterweich bewegen. Das Blau in Verbindung mit dem
roten Stoppzeiger und den goldenen Zifferblattmarken ergibt eine relativ bunte
Uhr, aber der Look gefällt mir sehr gut und hat so gar nichts kirmeshaftes. Jede
überladene Breitling kommt peinlicher daher. Bessere Kenner der Materie als ich
versichern mir zudem, die Seagull sei eine sehr robuste und ehrliche Uhr mit
einem zuverlässigen Uhrwerk. Na dann. Und teuer war sie auch nicht.
Sehr schön auch die Rückseite:
Ich hätte sie auch mit einem Glasboden kaufen können, aber
ich finde Glasböden immer etwas prätentiös und außerdem ist der Stahlboden
näher am Original.
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